Wir sind seit einem Jahr zusammen
Wir führen eine DS-Beziehung, er ist Dom, ich bin submissive.
Gleichberechtigung bedeutet für mich, dass ich mir die Art und Weise wie ich eine Partnerschaft gestalten will selbst aussuchen kann ohne das mich jemand als "unemanzipiert" nennt nur weil ich meinem Partner devot gegenübertrete.
Gleichberechtigung bedeutet für mich, dass wir beide berechtigt sind unseren Vorstellungen entsprechend zu leben ohne uns um Konventionen zu kümmern - solange wir damit Dritte nicht belästigen was uns sehr wichtig ist.
Gleichberechtigung bedeutet für mich auch, dass ich nicht tue, was ich tue, weil ich "Frau" bin - sondern weil ich derartig veranlagt bin, was ein immenser Unterschied ist.
Nach außen hin sieht es so aus wie eine sehr altmodische Beziehung und daher wird das leider oft missverständen, dabei ist mein Partner alles nur kein Pascha (!)
Ich tue normalerweise alles um es uns schön zu machen - Zuhause - und erledige den Haushalt - wenn ich das nicht alleine schaffe, packt er dann auch mit an, aber normalerweise ist er der klassische Ernährer.
Ich muss dazu sagen: Ich habe bereits eine langjährige Beziehung hinter mir in der es eine Aufgabenteilung gab die wohl "moderner" ist - soll heißen, mein Ex hat genausoviel im Haushalt getan wie ich und das habe ich auch verlangt. Aber darin war ich nicht glücklich, im Gegenteil sogar. Es entspricht mir nicht.
Was mir aber immer selbstverständlich ist, ist, dass es nicht an meinem Geschlecht liegt, dass ich nun diese Rolle übernehme.
Nein, ich tue es, weil ich weiß, dass er das nicht als "Frauenaufgabe" ansieht sondern sehr zu schätzen weiß was ich für ihn tue.
Früher habe ich das - als ich einen Partner hatte, der das falsch verstanden *hätte* niemals gezeigt. Im Gegenteil, ich habe noch nichtmal die Wäsche meines Partners mitgewaschen - es war vollkommene Arbeitsteilung.
Frei habe ich mich damit aber nicht gefühlt, gerade weil ich mich dabei dauerhaft verstellen musste - ich durfte mich ihm nicht zu devot zeigen weil ich genau wusste, dass er das nicht gutgeheißen hätte.
Für andere Frauen wäre das wohl wunderbar gewesen, nicht aber für mich denn ich habe mich immer gerne untergeordnet unter jemanden, der das auch zu schätzen weiß (also *kein* Pascha, der es als sein "Recht als Mann" ansieht bedient zu werden. Denn das ist natürlich Blödsinn!!!)
Was kaum jemand versteht ist das ich mich durchaus als emanzipiert empfinde - weitaus emanzipierter als früher.
Ich habe einen Partner der genau weiß, dass ich mich nicht so verhalte weil ich *Frau* bin sondern weil ich *submissive* bin.
Und das ist ein entscheidender Unterschied.
Zur Verdeutlichung: Wir sind beide der Meinung dass das Geschlechterrollenklischee überholt ist. Keine Frau wird mit einem Haushaltsgen geboren ;-)
Und ich kenne genug Partnerschaften in denen Dommes (weibliche Dominante) mit männlichen submissives zusammenleben - und in denen dann die Aufteilung logischerweise ganz anders aussieht.
Es hat nichts mit Geschlechterrollen zu tun.
Warum ich submissive bin?
Ich denke es ist auf jeden Fall etwas, das so angeboren ist wie z. B. Homosexualität.
Ich war immer sehr eindeutig der Meinung, dass Frauen nicht besser für Hausarbeiten geeignet sind als Männer - und habe schon mit 14 das erste Mal einem Mann den Kopf gewaschen weil sich dieser bedienen ließ und das auch noch als sein Recht als Mann ansah - was abstrus ist - und ich hätte ihn nie so bedient wie das die andere Frau tat, denn er wusste das ja gar nicht zu schätzen!
Ich hatte also schon sehr früh ein Bewusstsein dafür, was Gerechtigkeit ist und das Frauen in Sachen Haushalt und Co eben keineswegs irgendwie besser geeignet sind.
Die Grundlage der Beziehung muss immer völlig gleichberechtigt abgesprochen sein - selbst wenn sich in ihr dann eine Hierarchie ergibt wie ich sie mir ja wünsche. Aber die Basis muss immer die Veranlagung sein, und nicht irgendwelche Konventionen nach denen man strebt (und sei es das Klischee des Hausmütterchens, oder das Klischee wie eine "emanzipierte" Frau auszusehen hat)
Für mich ist Gleichberechtigung, wenn sich jeder so verhalten kann wie das seinen Instinkten entspricht und nicht einer gesellschaftlichen Erwartungshaltung.
Und daher kann es eine funktionierende Gleichberechtigung auch nur geben, wenn beide Partner kompatible Bedürfnisse haben.
Ich könnte mit einem "normalen" Mann nichts anfangen und auch nicht mit einem Devoten.
Und eines kann ich ganz deutlich sagen: Am allerwenigsten könnte ich damit umgehen wenn mein Partner meinen würde, Frauen seien irgendwie besser geeignet um Haushaltsarbeiten zu erledigen.
Genauso finde ich auch die Aussage von einer Frau schlimm, die mir noch vor gar nicht so langer Zeit entgegenkam - das ein Mann, der im Haushalt helfe, für sie unmännlich sei.
Das ist so ein unglaublicher Blödsinn...
Ich bin also durchaus emanzipiert aber lebe sehr bewusst in einer für Dritte konservativ aussehenden Beziehung.
Alle Klarheiten beseitigt? Viel Erfolg!