Frage:
Warum akzeptieren alle soziale Ungleichheit?
2006-07-01 06:26:14 UTC
Welche Eltern/Großeltern/Urgroßeltern ich habe, auf welche Schule/Uni ich gehe, in welcher Stadt ich aufgewachsen bin, wie ich Rede/Schreibe/mich Anziehe/welche Zeitung ich lese.......... das alles bestimmt ob ich voran komme, ob ich gefördert werde oder nicht. Ob ich viel verdiene, oder nicht. Ob ich glücklich bin oder Probleme kriege. Ob ich Abhängig werde und wann ich sterbe.
Alle wissen es, keiner will es wahrhaben, niemand spricht darüber.

Warum?
Sieben antworten:
nimrod
2006-07-01 07:52:39 UTC
weil der Mensch gegen Naturgewalten machtlos ist - er kann sie hoechstens eindaemmen, besten Falls ihnen entrinnen (siehe Aussteiger).
ramsjoen
2006-07-01 15:29:33 UTC
Über das Thema wird durchaus gesprochen, es ist soger fast tägliches politisches Thema. Insofern kann man auch sicher nicht sagen, dass es keiner wahrhaben will.



Schauen wir einmal über Deutschland hinaus, so sehen wir, dass in Indien, Afrika und Südamerika Leute auf der Straße geboren werden, dort leben und dort sterben. Im Vergleich dazu haben wir soziale Ungleichheit auf sehr hohem Niveau. Oder, wie es mal ein Generalvorsitzender der Uno (ich glaube, es war Dag Hammarskjöld) sagte: In Nordeuropa geboren zu sein ist ein Haupttreffer im Lotto des Geburtsortes. - Inzwischen lässt sich dies wohl auf Mittel-, West- und Teile Südeuropas, sowie Teile Nordamerikas und Asiens ausdehnen.



Hier wird sogar sehr viel getan, um soziale Gleichheit herbei zu führen. Die Schule ist kostenlos, die Krankenversicherung ist eine Pflichtversicherung und wird vor allem von den besser Verdienenden bezahlt, es gibt Sozialwohnungen, die letztendlich ebenso von den besser Gestellten bezahlt werden, wie man generell sagen kann, dass eine Umverteilung von oben nach unten statt findet. Man beachte, dass 50% des Lohn- und Einkommensteueraufkommens von den ca. 10% besser Verdienenden kommt, dagegen tragen die 30% schlechter Verdienenden nur mit weniger als 1% bei. Und trotzdem gehen diese Leute zu den selben Ärzten, schicken ihre Kinder auf die gleichen Schulen und benutzen die selben öffentlichen Verkehrsmittel. - Auch hier ist die Frage erlaubt, die Du stellst: Weshalb akzeptieren diese "Reichen" diese soziale Ungleichheit, weshalb zahlen sie nicht nur absolut sondern auch prozentual mehr für die Allgemeinheit, weshalb sollen sie "Habenichtse" subventionieren?



Insofern will ich behaupten, dass es hier in Mitteleuropa jeder selber in der Hand hat, sozial aufzusteigen oder abzusteigen.



Worin äußert sich die soziale Ungleichheit? Mir fällt auf die Schnelle vor allem Einkommen und Bildung ein, wobei das Eine mit dem Anderen Hand in Hand geht. Damit sind natürlich so ziemlich alle materiellen Folgen verbunden, vom schicken oder gar keinem Auto bis zur Wohngegend und zur Auswahl des Lebenspartners, sofern es nicht die reine Liebe ist.



Wenn Du "voran kommen" willst, wie Du es formulierst, dann läuft das sehr geschäftsmäßig ab. Weshalb sollte jemand, der mehr hat als ein anderer oder der besser ausgebildet ist, seinen Reichtum, für den er meist ziemlich viel getan hat, teilen? Sicher nicht, weil jemand anderes weniger hat. Es muss ein triftiger Grund her. Wenn, dann muss derjenige, der weniger hat und mehr will, schon etwas tun, um dies zu bekommen, und zwar muss er etwas tun oder liefern, was derjenige, der ihm etwas von seinem "höheren Niveau" (z.B. seinem Geld) abgeben will, auch haben will. - Dieses Prinzip funktioniert sogar bei Yahoo Clever. Du gibst der community eine Frage. Die Community (vertreten durch einige Individuen) ist von der Frage beeindruckt oder doch zumindest interessiert. Nur deshalb setzt sich jemand hin, dem es etwas gibt (in dem Fall wird es meist Spass oder irgendeine Form von Lustgewinn sein), sich mitzuteilen oder seine Gedanken oder sein "höheres Niveau" zu teilen, und antwortet.



Da dieses "Geschäft" darauf basiert, dass man etwas tut, was jemand anderes will, damit man etwas bekommt, was man will und das der andere hat, lässt es sich gar nicht vermeiden, dass man so liefert, wie es der andere will. Dies kann sich in Akzeptanz oder Ablehung von Kleidung oder Ausdrucksweise äußern. - Stelle dir mal folgendes Szenario vor: Du gehst in ein Geschäft und willst eine Beratung. Dann kommt jemand daher, spukt erstmal auf den Boden und sagt dann: "Sie haben eine Krawatte an, mit sowas rede ich nicht." - Ich denke, Du wirst Dein Geld schnell wo anders ausgeben. Was ist falsch daran?



Jemand mit keiner oder schlechter Ausbildung ist nunmal im Normalfall nicht für qualifizierte Tätigkeiten geeignet. Jemand, der nicht einmal die Hauptschule abschließt, wird auch nicht studieren. Mal hart formuliert: Gäbe es keine Schulpflicht für mindestens 9 Jahre, so würde es eine Menge Leute geben, die auch diese 9 Jahre nicht abschließen, u.a. auch natürlich, da dumme Eltern ihre Kinder vorher von der Schule nehmen würden.



Man kann sich seine Eltern leider nicht heraussuchen. Zwischen der Fähigkeit, Kinder in die Welt zu setzen und Kinder auch groß zu ziehen und ihnen nicht nur ein Minimum sondern ein Maximum an Chancen und Fähigkeiten mitzugeben, ist leider ein Unterschied. Es kommt ein wenig auf das Motto an: Heißt es: Das habe ich nicht gebraucht, das brauchen meine Kinder auch nicht. Oder: Ich will meinen Kindern eine bessere Chance geben, als ich sie hatte.



Niemand kann schlechten Eltern verbieten, Kinder in die Welt zu setzen. Insofern muss man sich wohl zu aller erst bei seinen Eltern für die soziale Ungleichheit bedanken. Die Möglichkeiten einer Gesellschaft, in das Verhältnis zwischen Kundern und Eltern einzugreifen, sind ziemlich spärlich.



Jedoch kommt irgendwann im Leben der Punkt, an dem jeder erwachsen wird. Nicht etwa volljährig, sondern erwachsen. An diesem Punkt angekommen sollte ein Mensch Verantwortung für sich selbst übernehmen und damit übrigens auch für seine Kinder, die er in die Welt zu setzen beginnt. Ab diesem Tag hat es jeder in der Hand, sein Leben selbst zu gestalten und voran zu kommen.



Gefällt Dir also Dein Leben nicht, dann ändere es in eine Richtung, die Dir gefällt. Kannst Du etwas nicht und willst es gerne können, dann lerne es. Verdienst Du zu wenig, dann lasse Dir was einfallen, wie Du mehr verdienen kannst. Für Leistungen, die jeder bringen kann, kriegt man leider fast nichts, also bringe etwas, was kaum einer kann. - Ich weiß nicht, wie alt Du bist oder wie Dein sozialer Hintergrund ist. Aber wenn Du noch zur Schule gehst, dann hast Du es in der Hand, ob Du lernst und gute Noten schreibst, oder lieber schon mit 15 mit Deinen Kumpels säufst und am nächsten Tag in der Schule nicht wach bist. Das mag zwar dann ganz lustig gewesen sein, aber niemand außer Dir hat es zu verantworten, wenn Du 20 Jahre später am unteren Ende der sozialen Leiter ohne Ausbildung als Alki endest. Wenn Du im Beruf stehst, ist es Deine Entscheidung, ob Du Dich abends weiter bildest, oder lieber nur den Tatort im Fernsehen anschaust. Du hast auch die Wahl, ob Du die Bildzeitung oder die Frankfurter Allgemeine liest und damit eher mal mit einem anderen FAZ-Leser auf gleichen Niveau plaudern kannst. - Wenn Du das nicht willst (wohlgemerkt willst, denn können tun jeder), dann musst Du es natürlich nicht tun, bezahlst aber einen Preis dafür.



Wenn Du von Glück, Probleme kriegen oder Abhängigkeit schreibst, dann klingt das so, als ob jemand anders dafür zuständig ist, dass Du glücklich, unabhängig und problemfrei leben kannst. Ich denke im Gegenteil, dass Du dies selbst machen musst; schlimmer noch: Du bist der einzige, der es machen kann. Nur Du weißt, wie Dein Glück aussieht, und nur Du kannst so leben, dass Du glücklich bist. Du lebst ja, oder wirst Du nur gelebt?



Wenn Du gefördert werden willst, dann suche jemanden, der dich fördert, einen Coach eben. Aber überlege Dir, weshalb Dich der Coach fördern sollte, denn auch er braucht einen Grund dafür, seine Zeit auf Dich zu "verschwenden". Förderung ist natürlich auch mit Charakterarbeit verbunden, Veränderung von lieben Gewohnheiten und Denkweisen. Förderung bedeutet nicht, dass jemand für Dich Deine Probleme löst, sondern nur, dass Du Hilfe zur Selbsthilfe bekommst. Die zu suchen und dann auch anzunehmen kann jeder. Probiere es mal aus: Gehe mal zu einem Professor und frage ihn, was Du tun musst, um ein gebildeter Mensch zu werden, oder gehe mal zu einem Unternehmer und frage ihn, was man tun muss, um ein Unternehmen erfolgreich zu gründen und zu leiten. Ich denke, Du wirst in den meisten Fällen eine sehr ernsthafte Antwort bekommen.



Soziale Ungleichheit hier in Mitteleuropa hat seine Ursache m.E. darin, dass jeder Einzelne seine Entscheidungen für sich trifft und sich viele Menschen dafür entscheiden, nichts zu tun, um ihr Leben nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Sie träumen lieber, als dass sie ihre Träume wahr werden lassen.
Aint4
2006-07-01 15:19:27 UTC
vielleicht als urtrieb, der darauf basiert daß derjenige "oben" steht bessere überlebenschancen hat.





Rangordnungen bestehen zwischen vielen Tierarten und innerhalb von Tiergruppen. Alter, Stärke oder andere Merkmale bestimmen den Platz des Individuums in einer Rangordnung.



Menschliche Gesellschaften haben sich bisher immer Rangordnungen geschaffen, zum Beispiel existierte offenbar in allen entwickelten Kulturen ein Adel. Die Gründe sind nicht voll geklärt. Erbtheorie leitet Rangordnung von angeborener Überlegenheit ab; Milieu/ Umwelt- Theorie leitet Rangordnung zum Beispiel davon ab, daß einmal überlegene Völker (zum Beispiel Reitervölker) unterlegene (zum Beispiel Bauernvölker) "überfremdet" haben ( Konfliktfähigkeit), oder davon, daß im Einzelfall der eine bessere " Startchancen" hatte als der andere. Vermutlich lassen sich -trotz gegenteiliger Hoffnungen große Gesellschaften nicht ohne Schichtung, Hierarchie und damit eine gewisse Rangordnung organisieren.
2006-07-01 14:43:29 UTC
Weil das ein ganz natürlicher Prozess ist, wie überall in der Natur sichtbar. Wir sind nun einmal nicht alle gleich und das ist gut so!



1) Es kommt nicht nur darauf an, was man im Leben "geschenkt" erhält, sondern vor Allem was man daraus macht - ausgehend von jedem Level. Wir sollten uns viel mehr damit beschäftigen, wie wir vorankommen anstatt nur immer die "Gleichmacherei" zu suchen.

In unserem Land wird bereits viel zu viel "gleichgemacht" weil viel zu viel über dieses Thema gesprochen wird.

Stattdessen benötigen wir mehr Menschen, die nach vorn schauen und gehen. So werden auch die weniger Beschenkten mitgerissen. Mitleid bringt gar nichts, Vorbildfunktion sehr viel.



2) "Ob ich glücklich bin..." ist in keiner Weise nur von äußeren Umständen abhängig. Die Befähigung zum Glücklichsein ist unabhängig von der Herkunft, Ausbildung, Sozialisation usw.

Statt immer alles zu zerreden sollten wir handeln, jeder nach seiner Befähigung.



3) Es gibt genügend Beispiele, die Deine These widerlegen: Den drogensüchtigen Sohn aus reichem Haus, der früh stirbt oder den Millionär, der früher Tellerwäscher war, die mit 6 gesunden Kindern glückliche Mutter mit niedrigem Einkommen, die unglückliche Millionenerbin, z.B. Barbara Hutton (Woolworth-Erbin)



4) Wenn alle sich daran halten, bleibt nur noch eine kleine Gruppe, die wirklich Hilfe und Unterstützung braucht. Hier muss dann ein effektives System greifen, dass entsprechend der Bedürftigkeit fördert.



5) Dein Beitrag klingt ziemlich nach Selbstmitleid. Sorry, falls ich mich irre, falls aber nicht: Es gibt eine sehr wichtige Lebensweisheit:Im Leben können immer nur wir selbst uns helfen - kein Anderer. Also nicht auf Hilfe von außen warten - selbst etwas tun!

Frei nach J.F. Kennedy: Don't ask what your country can do for you - ask what you can do (for your country)!!!!!!!!!!!!
cape_town2002
2006-07-01 13:58:35 UTC
Sagt Dir EGOISMUS was ?
Kolle
2006-07-01 13:36:29 UTC
Denke weil es für die meisten normal geworden ist, das man nach dem beurteilt wird, wie man Auftritt was man macht usw.

Deshalb finde ich z.b. auch gut, wenn es in Schulen sowas wie ne Schuluniform oder ahnliches gibt, womit alle gleich sind und nicht mehr nur nach dem Aussehen bewertet/beurteilt werden .
alexbln
2006-07-01 13:32:44 UTC
Ein bisschen bestimmt auch, wie sehr du dich selbst engagierst.... abseits deines Hintergrundes. Aber die "Jeder ist seines Glückes-Schmied"-Theorien der Hardcore-Liberalen sind zum Glück nicht mehr aktuell. "Soziale Gerechtigkeit" ist DAS Thema der SPD in den letzten 10, 15 Jahren, insofern stimmt es nicht, dass niemand darüber spricht. Die Frage ist, ob irgendwer vernünftige Antworten produziert, und da kann ich für die deutsche Politik zumindest sagen: aus meiner Sicht nein.


Dieser Inhalt wurde ursprünglich auf Y! Answers veröffentlicht, einer Q&A-Website, die 2021 eingestellt wurde.
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